Bericht unseres Bruders Nic vom universellen Gebet, Fotos: eine Fotografin wurde beauftragt.

Am 15. Oktober 2020 trafen sich um 19 Uhr Vertreter*innen von fünf Glaubensgemeinschaften in der Wasserkirche Zürich, um den Spirit Day gemeinsam zu begehen. Es wurde mit universellen Gebeten und kurzen Reden der Opfer gedacht, welche aufgrund ihrer sexuellen Orientierung diskriminiert wurden und sich im schlimmsten Fall das Leben nahmen.

Die Zeremonie wurde durch das gemeinsame Anzünden einer grossen lilafarbenen Kerze auf dem Altar eingeläutet, begleitet von Musik und Gesang mit Perkussion und Streichinstrumenten.

Die erste Rede hielt der Hindu Kṛṣṇa Premarūpa Dasa vom Krishna Tempel Zürich. Es ging um die Gleichheit aller Geschöpfe und die verbundene Seele aller Wesen. Wenn du jemand anderem schadest, schadest du nur dir selbst. शान्तिः (śāntiḥ) in Sanskrit bedeutet: innere Ruhe, Frieden. So wurde die Rede beendet mit dem Gruss: Friede mit mir, mit euch und mit Allem.

Für Bea Latal von der jüdischen liberalen Gemeinde stand der Vers aus Mose 1,27 im Zentrum: Und Gott schuf den Menschen zu seinem Bilde, zum Bilde Gottes schuf er ihn; und schuf sie als Mann und Frau (Lutherbibel 2017). Demzufolge sind Mann und Frau das eine und andere Ende des menschlichen Spektrums. Alle queeren Menschen sind in diesem Spektrum eingeschlossen.

Sanshin Elvis von Arx vom Zen Dojo Zürich Muijoji führte nach einer kurzen Ansprache mit seinen «Schülern» ein eindrückliches, kraftvolles buddhistisches Gebetsritual durch.

Danach folgte eine Schweigeminute.

Susanne Andrea Birke spricht für die katholische Gemeinschaft, Meinrad Furrer steht neben ihr. Sie bittet in einer emotionalen Rede persönlich um Vergebung und entschuldigt sich bei allen, welche durch die katholische Kirche aufgrund von ihrer sexuellen Identität diskriminiert wurden oder unter deren Folgen gelitten haben. Es wird erneut der Vers von Mose 1,27 angeführt. Wir sind alles Geschöpfe Gottes, welche nach seinem Abbild erschaffen wurden.

Kerem Adıgüzel vom Verein Al-Rahman – mit Vernunft und Hingabe und Jasmina El-Sonbati von der Offene Moschee Schweiz eröffneten mit dem Friedensgruss in Anlehnung an den Koran: Friede sei mit euch sowie die Barmherzigkeit Gottes und sein Segen. Es wird der jungen Frau Sarah Hegazy gedacht, die in Ägypten wegen dem Schwingen einer Regenbogenflagge inhaftiert und gefoltert wurde und die sich später aufgrund des Leidens das Leben nahm. Weiter wird die Geschichte Lots aus dem Koran angeführt, um den wahren Kern der Geschichte zu betonen, der sich gegen Vergewaltigung und Verletzung des Gastrechtes ausspricht. Zum Schluss spricht Frau El-Sonbati ein Bittgebet für alle.

Zum Schluss standen alle vor der Kerze zusammen für ein Gedenken all der Leidenden. Dieses Gedenken, welches Meinrad Furrer abwechselnd mit Stillemomenten sprach, diente zur Vergegenwärtigung unserer Berufung, Wunden zu heilen und Mitgefühl zu empfinden.

Die Reden wurden jeweils von kurzen stimmigen Stücken der Musiker*innen An Chen, Ficht Tanner und Didine Stauffer abgerundet. Gegen Ende konnte jeder, der dies mochte, eine Kerze anzünden, um eines Menschen zu gedenken während dem Summen der Zeilen «Ubi caritas et amor, ubi caritas, Deus ibi est». Zu Deutsch: Wo Güte ist und Liebe, da ist Gott.

Insgesamt war die Veranstaltung geprägt von gegenseitigem Respekt und Güte.

Alle Beteiligten konnten sich nach Ende des Gottesdienstes vor der Kirche bei Tee und Kuchen unterhalten und austauschen.

Die Kollekte ging an Transgender Network Switzerland.

Medienmitteilung: Zum Spirit Day am 15. Oktober 2020

Die sehr würdevolle Gedenkfeier in der Wasserkirche hat mich tief berührt – und – so wie ich das wahrgenommen habe – auch viele andere Besucher waren beeindruckt. Das universelle Gebet hat den Blick erweitert – vertieft – lässt Anteil nehmen am schwierigen Leben vieler Menschen und – was mir zu wenig bewusst war – aus verschiedenen Religionen und international. Auch war für mich nicht so klar, dass die Stigmatisierung so weit zurück geht und so stark verankert ist. Mit der ersten Gedenkfeier in diesem Rahmen ist ein wichtiger Schritt passiert: der Kirchenraum ist gleichsam zum Ort geworden, wo das Bewusstmachen Wurzeln schlagen kann, und der Beitrag in der Presse trägt dieses Bewusstmachen hinaus in den Alltag, ins Leben, zu den jungen Menschen, die Mut brauchen und – so hoffe ich – auch zu den Verantwortlichen in der Kirche und der Politik.Im Zusammenhang mit der Vielfalt von Menschen – und der Vielfalt in der Schöpfung überhaupt – liess mich an der Gedenkfeier der Begriff «Spektrum» aufhorchen. Ist es nicht naheliegend, dass gerade durch diese Vielfalt der Menschen dieses Spektrum auch für die Formen von Beziehungen entsteht – besteht?

Eine E-Mail, die bzgl. des Spirit Days geschickt wurde an uns Veranstalter*innen

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