Al-Rahman – mit Vernunft und Hingabe verurteilt entschieden und aufs Schärfste den niederträchtigen und tödlichen Terroranschlag in Kanada und trauert mit den Angehörigen, Freunden und der kanadischen Gesellschaft.
 
Von der anderen Seite des Atlantiks erreichte uns am Sonntag, den 06. Juni 2021, eine furchtbare Nachricht, die sich als weiteres Glied in eine Kette muslimfeindlicher Terrorakte in westlichen Staaten reiht: In der kanadischen Stadt London (südlich von Toronto) hat ein 20-jähriger Kanadier vier Mitglieder einer muslimischen Einwandererfamilie aus Pakistan mit einem Pick-Up-Geländewagen vorsätzlich überfahren und getötet[1]. Das jüngste Familienmitglied, der 9-jährige Fayez Afzaal, hat das Attentat schwer verletzt überlebt. Bei den Opfern handelt es sich um drei Generationen der Familie Afzaal: Eine 74 Jahre alte Grossmutter, einen 46 Jahre alter Vater, eine 44 Jahre alte Mutter sowie eine 15 Jahre alte Tochter[2]. Der Täter hat die Opfer, die einen Sonntagsspaziergang in ihrer Nachbarschaft unternahmen, aufgrund rassistischer Motive ausgewählt.

Es ist eine erneute muslimfeindliche Terrortat, denn schon im Januar 2017 wurde ein rechtsextremistischer Anschlag auf eine Moschee in Québec verübt, bei dem sechs Menschen getötet wurden. Weltweit sind in den letzten Jahren – abgesehen von den medial wenig beachteten täglichen Diskriminierungen – vermehrt muslimen- und migrantenfeindliche Terroranschläge durch rechtsextrem eingestellte Täter festzustellen: Hanau im Jahr 2020 mit neun Toten, Christchurch (Neuseeland) im Jahr 2019 mit 51 Toten, Bayonne (Frankreich) im Jahr 2019 mit zwei Toten und eine Vielzahl von Vorbereitungen[3] zu solchen Verbrechen. In Deutschland etwa ist folgendes im niedrigschwelligeren Bereich festzustellen: Fast 60 Anschläge auf und Schändungen von Moscheen und anderen islamischen Einrichtungen im Jahr 2017; über 1 000 gemeldete islamfeindliche Straftaten im selben Jahr[4]. Im Jahr 2018 wurden nach vorläufiger Auswertung bisher 813 islamfeindliche Straftaten gemeldet, die Zahl der gemeldeten Körperverletzungen ist gestiegen. All dies zeigt – entgegen der Unterstellung mancher konservativer Akteure -, dass der antimuslimische Rassismus kein Konzept ist, um die westlich-demokratischen Staaten zu verunglimpfen, sondern ein reales Phänomen ist.

Diese Verbrechen zeigen eins, was der breiten Öffentlichkeit und allen politisch Verantwortlichen weithin bekannt, aber nicht ernst genug genommen wird: Unsere Gesellschaften haben – neben dem antisemitischen – ein gewaltiges Problem mit antimuslimischem Rechtsextremismus. Politische Parteien aus dem rechtspopulistischen Lager und selbst Bürger aus der Mitte der Gesellschaft pflegen mehr oder minder subtile Vorurteile gegen Einwanderer mit muslimischem Hintergrund (vgl. nur den Erfolg geistiger Anstifter wie Thilo Sarrazin[5] und Éric Zemmour[6]).

Wir appellieren daher an alle Verantwortlichen in Medien, Politik und Zivilgesellschaft: Beginnen Sie effektive Massnahmen zu ergreifen, um das bewusste Schüren von Vorurteilen aufzuhalten und Hassreden zu unterbinden. Es genügt nicht den Rechtsextremismus ideologisch und strafrechtlich zu bekämpfen. Ignorieren Sie diese gesellschaftliche Entwicklung nicht, denn es handelt sich nicht um ein Randphänomen! Helfen Sie dabei ein alternatives, positives, Narrativ zu fördern, indem wir damit beginnen, den muslimfeindlichen Rassismus in Schulen (politische, religiöse und kulturelle Bildung!) und Universitäten (Vermittlung des Kosmopolitismus!), in der Kunst und Literatur behandeln. Fördern Sie zivilgesellschaftliche Vereine, die als Brückenbauer fungieren und gegen Extremismen und die gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit jeglicher Art aktiv vorgehen. Tun wir dies nicht, laufen wir Gefahr, dass vermehrt Jugendliche muslimischen Glaubens in die Hände islamistischer Organisationen/politischer Agitatoren getrieben werden, die einen künstlich hinaufbeschworenen Krieg/Konflikt zwischen Muslimen auf der einen Seite und Staaten wie Bürger der westlichen Welt auf der anderen Seite in den Vordergrund der öffentlichen Wahrnehmung rücken wollen.

Wir erbitten von unserem Herren Geduld, Kraft und die nötige Friedfertigkeit, um mit allen Herausforderungen auf die beste Art und Weise umzugehen:

Und nimmer sind das Gute und das Böse gleich. Wehre (das Böse) in bester Art ab, und siehe da, der, zwischen dem und dir Feindschaft herrschte, wird wie ein treuer Freund sein. (41:34)

Sage Meinen Dienern, sie sollen auf die angenehmste, zutreffendste Weise sprechen. Der Satan möchte zwischen ihnen Zwietracht säen. Er ist eindeutig der Feind des Menschen. (17:53)

Und eilt zu einer Vergebung von eurem Herrn und einem Garten, dessen Breite die Himmeln und die Erde ist, bereitet für die Achtsamen, diejenigen, die in Freude und Leid abgeben, die die Wut unterdrücken und den Menschen verzeihen. Und Gott liebt die Gütigen. (3:133-134)

Frieden sei mit Ihnen!


[1] Rechter Terrorverdacht in Kanada: Attentat auf muslimische Familie – taz.de

[2] Canada truck attack: What we know about the Afzaal family (thenews.com.pk)

[3] Hildesheim: 22-Jähriger soll Terroranschlag gegen Muslime vorbereitet haben – DER SPIEGEL
Terrorprozess: Anschlag auf Bielefelder Moschee geplant? – Westfalen-Lippe – Nachrichten – WDR
Anschlag in Oslo: 21 Jahre Haft für Moschee-Attentäter | tagesschau.de

[4] Drucksache 19/11240 (bundestag.de)

[5] Thilo Sarrazin: Deutschland hat mitgemacht | ZEIT ONLINE

[6] Eric Zemmour – ein rechtsradikaler Gefährder als Medienstar – haGali.com


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