Al-Rahman – mit Vernunft und Hingabe erinnert heute an folgende, in der ersten Monatshälfte des Septembers sich jährende Ereignisse: das Münchener Olympia-Attentat vom 05.09.1972 und die Terroranschläge auf das WTC in New York vom 11.09.2001. Wir solidarisieren uns mit den Überlebenden und Hinterbliebenen der Opfer und drücken unser tiefstes Mitgefühl aus. Gleichzeitig möchten wir durch diesen Erinnerungsbeitrag die menschlichen Widerstandskräfte gegen solches Unrecht ansprechen, also dazu beitragen, dass unser Unrechtsbewusstsein gestärkt wird, sodass wir aus diesen Ereignissen die Wiederholungsgefahr zu erkennen vermögen. Diese beiden Ereignisse stehen zwar nicht in einem unmittelbaren Zusammenhang miteinander, etwa einem solchen politisch-sozialgeschichtlicher Art. Jedoch bringen sie einen Wesenszug derartiger schrecklicher Verbrechen zum Vorschein: die gezielte Auslöschung unschuldiger Menschenseelen zu eigenen menschenfeindlichen Zwecken und die Annahme der Täter, dabei das Richtige zu tun (vgl. zu diesem Phänomen im Koran: 6:43, 8:48, 9:37, 16:63, 27:24, 29:38).

Am Dienstag, den 11. September 2001 wurden durch 19 Mitglieder der extremistischen Terrororganisation Al-Qaida koordinierte Entführungen von vier zivilen Flugzeugen vorgenommen. Anschließend wurden die Flugzeuge als Waffen zu Selbstmordanschlägen auf bedeutende zivile und militärische Gebäude und Einrichtungen missbraucht. Durch diese Gräueltaten kamen mindestens 2989 Menschen unterschiedlichster Nationen zu Tode. Es wurden über 6000 Menschen akut verletzt. Über 3200 Kinder verloren durch die Anschläge ihre Eltern. Die Zahl der traumatisierten Überlebenden, Angehörigen der Opfer und Zeugen (z. B. Rettungskräfte, Polizisten etc.) dürften in die Hundertausende gehen. Die Strippenzieher hinter den Anschlägen, namentlich Bin Laden, nannten als Hauptmotiv für die Planung und Durchführung dieser Verbrechen die Unterstützung der USA für Israel und dessen Politik gegenüber den Palästinensern. Das Gedankengut der Anschlagstäter war gekennzeichnet durch einen «Glauben an eine jüdische Weltverschwörung, das Bild eines imperialistischen Westens, der die islamische Welt kolonisiere und fortgesetzt demütige, und ein[en] Hass auf die von der Globalisierung erzeugte weltweite soziale Ungerechtigkeit». Die Täter und alle ideologischen Gesinnungsgenossen teilen ein folgenschweres und grundlegend falsches, weil nicht auf dem Koran beruhendes Verständnis des Konzepts «Dschihad». Siehe hierzu die Artikel «Die Rhetorik von „Terror“ und „Cihad“» und «Dschihad im Islam».

Ein den jüngeren Generationen unter Umständen nicht oder nur flüchtig bekanntes Geschehen ereignete sich am Dienstag, den 05. September 1972, in München. Dort begingen acht Mitglieder der palästinensischen Terrororganisation «Schwarzer September» eine Geiselnahme von elf israelischen Staatsbürgern mit deren anschließender Ermordung. Bei den Opfern handelte es sich um Mitglieder des israelischen Olympia-Teams, die sich anlässlich der Olympischen Sommerspiele in München aufgehalten hatten. Die Forderungen der Geiselnehmer waren zunächst die Freilassung von 232 Palästinensern und des japanischen Terroristen Kōzō Okamoto aus israelischer sowie der RAF-Mitglieder Andreas Baader und Ulrike Meinhof aus deutscher Haft. Demnach waren die Täter vordergründig nicht durch religiöse, sondern durch politische-ideologische Zielsetzungen motiviert.

Beide Ereignisse haben gemein, dass die Täter von antiwestlichen wie antijüdischen Einstellungen geprägt waren und ideologisch anknüpften an den seit Jahrzehnten bestehenden Palästinakonflikt. Ohne Zweifel ist festzustellen, dass gegenüber den Palästinensern im Laufe der Jahrzehnte wiederholt erhebliche Menschenrechtsverletzungen geschehen wie ungerechtfertigte Tötungen, Vertreibung und Okkupation ihrer ursprünglichen Siedlungsgebiete (vgl. Annexion des Westjordanlandes durch israelische Siedlungspolitik). Alles dies ist von internationalen Organisationen und Institutionen, z. B. dem Internationalen Gerichtshof, festgestellt und anerkannt worden. Dies darf jedoch keine Rechtfertigung für Terrororganisationen wie der Hamas sein, die solche Tatsachen für ihre gegen die israelische Bevölkerung gerichtete Agitation ausnutzen, um den Keil noch tiefer zu treiben. Auch soll den machtpolitischen und extremistischen Strömungen, seien sie schiitischer oder sunnitischer Art, kein Freifahrtsschein für ihre antijüdische Agitation gegen Israel und seine Bevölkerung ausgestellt werden. Unser Bestreben ist einzig jenes, dass beide Völker als gleichberechtigte Nachbarn friedliche Beziehungen führen und eine Aussicht auf eine geordnete Zukunft haben.

Das Münchener Attentat wie auch der Terroranschlag von New York weisen dahingehend Parallelen auf, dass regionale Konflikte über Ländergrenzen hinweg in andere Länder transportiert werden und willkürlich Menschenleben ausgelöscht werden (was dem Koran in 4:92, 5:32 und 17:33 widerspricht). Negative Folgewirkungen sind dann meist die Beeinträchtigung von interkulturellem und -religiösem Frieden und das gegenseitige sich aufschaukeln mit ebenso verbrecherischen Racheakten der anderen ideologischen Seite.

Es ist eine Selbstverständlichkeit, dass wir als Verein beiden Verbrechenskomplexen mit einer grundlegenden Abneigung begegnen und sie in jeder Hinsicht verurteilen. Wir möchten es jedoch nicht bei einer bloßen moralischen Empörungsreaktion belassen, die mit der Zeit wohl bei vielen ohnehin mehr oder weniger abgeklungen ist. Vielmehr sind wir gewillt, aktiv gegen Vorurteile, in diesem Fall antijüdische Vorurteile vorzugehen und deren Unvereinbarkeit mit der Lebensordnung des «Islam» (deutsch: Gottergebenheit) zu belegen. Denn Aufklärung in diesem Sachzusammenhang ist mehr denn je gefragt, häuften sich doch antijüdische Straftaten in Deutschland im Jahr 2018 um 19.6 % gegenüber dem Vorjahr (2018: 1799; 2017: 1504). Gleichzeitig möchten wir die hervorragende Bedeutung und Eignung von interreligösem Dialog zur Friedenserzielung bei scheinbar festgefahrenen Konflikten hervorheben. Denn soweit die Zivilgesellschaft dem Frieden geneigt und zur Versöhnung fest entschlossen ist, haben es manipulative und verbrecherische Organisationen und Regierungen weltweit schwieriger, die Menschen bzw. ihre Bevölkerungen zu spalten und gegeneinander durch Lügen und Halbwahrheiten aufzuhetzen.

Dabei haben wir den Dialog mit allen Religions- und Weltanschauungsgemeinschaften im Fokus. Als Verein nehmen wir regelmäßig an interreligiösen Podien und Gebeten, am Unterricht an Schulen und ähnlichen Veranstaltungen teil und sind auch jederzeit bereit an solchen Ereignissen konstruktiv mitzuwirken.

Folgende Verse aus unserem moralisch-ethischen Kompass, der Koran, sind hierzu unsere Grundlage:

2:62 Gewiss, diejenigen, die glaubten und die Juden und die Christen und die Sabäer, wer an Gott und den letzten Tag glaubte und Rechtschaffenes tat, sie haben ihren Lohn bei ihrem Herrn und weder Angst sei über ihnen noch sollen sie traurig sein.

2:163-164
Und euer Gott ist ein Einiger Gott; es ist kein Gott außer Ihm, dem Gnädigen, dem Barmherzigen.

3:64
Sage: Ihr Leute der Schrift, kommt her zu einem Wort, das gleich ist zwischen uns und euch, dass wir nichts dienen außer Gott, ihm nichts beigesellen und dass wir einander nicht als Herren nehmen anstelle Gottes. Doch wenn sie sich abkehrten, so sage: Bezeugt, dass wir Ergebene sind.

3:103-104
Und haltet alle an der Schnur Gottes fest, teilt euch nicht auf und gedenkt der Gunst Gottes über euch, als ihr Feinde wart und er eure Herzen vereinigte. So wurdet ihr durch seine Gunst zu Geschwistern. Und ihr wart am Rand eines Grabens aus dem Feuer und er errettete euch von ihm. Auf diese Weise macht Gott euch seine Zeichen klar, auf dass ihr rechtgeleitet seid. Und aus euch soll eine Gemeinschaft sein, die zum Guten aufruft, das Erkenntliche gebietet und das Verwerfliche unterbindet. Und jene sind die Erfolgreichen.

3:113-115
Sie sind nicht gleich, unter den Leuten der Schrift gibt es eine aufrechte Gemeinschaft. Sie tragen die Zeichen Gottes im Laufe der Nacht vor, während sie sich unterwerfen. Sie glauben an Gott und an den letzten Tag, sie gebieten das Erkenntliche, unterbinden das Verwerfliche und eilen um der guten Taten willen. Und jene sind von den Rechtschaffenen. Und was sie an Gutem tun, wird ihnen nicht geleugnet werden, und Gott ist wissend über die Achtsamen.

4:162
Aber die von ihnen, die im Wissen verwurzelt sind, und die Gläubigen glauben an das, was zu dir herabgesandt und was vor dir herabgesandt wurde. Und die Aufrechterhaltenden des Kontakts, die zur Verbesserung Beisteuernden und die an Gott und den letzten Tag
Glaubenden; jenen werden wir einen gewaltigen Lohn zukommen lassen.

5:16
Die nach Gottes Wohlgefallen streben, leitet Er auf die Wege des Friedens.

16:43
So fragt die Besitzer der Ermahnung, wenn ihr nicht Bescheid wisst.

16:125
Lade ein zum Weg Deines Herrn mit Weisheit und schöner Ermahnung, und debattiere mit ihnen auf die beste Art und Weise! Dein Herr ist es, Der am besten weiß, wer sich von Seinem Weg abwendet und wer zur Rechtleitung findet.

22:40
Und hätte Gott nicht die einen Menschen durch die anderen abgewehrt, so wären gewiss Mönchsklausen, Kirchen, Gebetsstätten und Moscheen zerstört worden, in denen des Namens Gottes viel gedacht wird.

49:11
O ihr, die ihr glaubt, die einen sollen nicht die anderen verhöhnen, vielleicht sind diese eben besser als sie.

49:13
O ihr Menschen, Wir haben euch von einem männlichen und einem weiblichen Wesen erschaffen, und Wir haben euch zu Verbänden und Stämmen gemacht, damit ihr einander kennenlernt. Der Angesehenste von euch bei Gott, das ist der Gottesfürchtigste von euch. Gott weiß Bescheid und hat Kenntnis von allem.

64:9
Am Tag, da er euch für den Tag der Ansammlung versammelt, jener ist der Tag der Bezichtigungen. Und wer an Gott glaubt und Rechtschaffenes tut, den entlastet er von seinen Schlechtigkeiten, und er lässt ihn in Gärten eintreten, worunter die Flüsse verlaufen. Darin sind sie ewig, für immer. Dies ist der gewaltige Gewinn.

In diesem Sinne erbitten wir von Gott, dem Allmächtigen, dass Er uns mit Frieden und gegenseitiger Barmherzigkeit segnen möge und mit der Kraft, das Übel in uns zu überwinden und zueinander zu finden.

Gottes Frieden und Segen sei mit Ihnen!


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