Al-Rahman – mit Vernunft und Hingabe gedenkt heute mit vielen weiteren Menschen weltweit der Terroranschläge von Colombo (Sri Lanka) am Ostersonntag 2019 (21. April 2019). Heute vor einem Jahr stürmten Selbstmordattentäter einer lokalen Terrorgruppe mit Verbindungen zum IS drei Kirchen und ebenso viele Hotels in der de facto Hauptstadt des asiatischen Inselstaats. In den Kirchen fanden zu dieser Zeit Ostergottesdienste statt. Die christliche Gemeinschaft des Landes war das Hauptziel des Terroranschlags. Hierbei kamen 253 Menschen ums Leben und 485 Menschen wurden teils schwer verletzt. Die Opfer waren mehrheitlich katholische Christen, wobei es auch Muslime, Hindus und Buddhisten unter den Toten gab. Ein Verbrechen welches weltweit Entsetzen und Bestürzung hervorrief.
Hinsichtlich der Täter des Terroranschlags in Sri Lanka ist festzustellen, dass sie der lokalen Terrororganisation National Thowheeth Jama’ath angehörten und ideologischen wie auch tatsächlichen Kontakt zum IS pflegten. Bemerkenswert ist die soziale Herkunft der Täter als Mitglieder der gehobenen Mittelschicht, was sie aber nicht vor fanatischer Verblendung schützte. Als falsch stellten sich zunächst geäußerte Vermutungen heraus, bei den Anschlägen handelte es sich um Vergeltungsaktionen anlässlich des Terroranschlags von Christchurch. Die Täter hatten nämlich ihre Anschlagsplanungen schon vor dem Anschlag in Neuseeland begonnen. Eine zusätzliche Motivation durch letzteres Ereignis zu ihrem Massenverbrechen kann jedoch kaum ausgeschlossen werden.
Der Terroranschläge von Sri Lanka und leider weitere mehr sind u.a. getragen von einer ideologischen Vorstellung der Täter, wonach die Christen als ,,Kreuzfahrer“ und damit als Feinde einer angeblich einheitlichen weltweiten muslimischen Ummah (Gemeinschaft) betrachtet werden können. Als solche seien sie im permanenten Krieg mit den Muslimen und somit legitimes Ziel von Terroranschlägen. Diese menschenverachtende Ideologie nimmt historische Ereignisse und Begebenheiten des Mittelalters als Schablone für die Deutung des 21. Jahrhunderts. Eine falsche Methodik die auch in theologischen Fragen angewandt wird und zu verheerenden Ergebnissen nicht nur für das Leben der jeweiligen Individuen führt.
In zahlreichen Artikeln (vgl. hier, hier und hier) haben wir dargelegt, dass auch Christen, Juden und Angehörige anderer Gemeinschaften Geschwister der Muslime (arabisch für Gottergebene) vor Gott sind. Die Konstruktion einer irgendwie gearteten Feindschaft zwischen den Glaubensgemeinschaften findet hierbei keinerlei Grundlage im Koran. Sie ist nichts als ein Blendwerk und eine spalterische Propaganda einzelner menschenverachtender Gruppierungen.
Erwähnenswert ist die bewundernswerte Reaktion der Katholiken von Sri Lanka, die laut dem Erzbischhof von Colombo Malcolm Ranjith den Selbstmordattentätern vergeben haben (vgl. hier). Inspiriert werden sie hierbei durch die von Jesus gelehrte Feindesliebe. Eine wahrlich vorbildliches Verhalten!
Nehmen wir diesen Gedenktag als Anlass unseren Einsatz für eine tolerante Gesellschaft frei von Feindschaften weiter zu verfolgen. Eine offene Gesellschaft in der unterschiedliche Glaubensvorstellungen und Weltbilder friedlich nebeneinander existieren!
Abschließen möchten wir diesen Erinnerungsbeitrag mit ausgewählten Versen der Lesung, in denen der Wert des menschlichen Lebens hervorgehoben und der Einsatz für tolerantes Miteinander und Frieden ausgedrückt wird:
5:32 […] Wenn jemand einen Menschen tötet […], so ist es, als habe er die ganze Menschheit getötet! Und wer einem Menschen das Leben rettet, so ist es, als habe er die ganze Menschheit gerettet! […]
2:62 Gewiss, diejenigen, die glaubten und die Juden und die Christen und die Sabäer, wer an Gott und den letzten Tag glaubte und Rechtschaffenes tat, sie haben ihren Lohn bei ihrem Herrn und weder Angst sei über ihnen noch sollen sie traurig sein.
3:64 Sage: Ihr Leute der Schrift, kommt her zu einem Wort, das gleich ist zwischen uns und euch, dass wir nichts dienen außer Gott, ihm nichts beigesellen und dass wir einander nicht als Herren nehmen anstelle Gottes. Doch wenn sie sich abkehrten, so sage: Bezeugt, dass wir Ergebene sind.
17:70 Wir haben doch wahrlich den Kindern Adams Würde verliehen und sie über Land und Meer getragen und sie versorgt mit guten Dingen und sie ausgezeichnet; eine Auszeichnung vor vielen, die Wir erschaffen.
3:169 Und rechne nicht damit, dass diejenigen, die auf dem Wege Gottes getötet wurden, tot seien, vielmehr sind sie bei ihrem Herrn lebendig und versorgt
2:154-156 Und sagt nicht über den, der auf Gottes Weg getötet wird: «Tote». Vielmehr sind sie lebendig, ihr aber spürt es nicht. Und prüfen werden wir euch mit etwas von der Angst und dem Hunger und Verringerung von den Vermögen, dem Selbst und den Früchten. Und verkündige den Geduldigen, die, wenn ein Schicksalsschlag sie traf, sagten: «Wir sind Gottes und zu Ihm kehren wir zurück.»
3:104 Und aus euch soll eine Gemeinschaft sein, die zum Guten aufruft, das Erkenntliche gebietet und das Verwerfliche unterbindet. Und jene sind die Erfolgreichen.
In diesem Sinne erbitten wir von Gott, dem Allmächtigen, dass Er uns mit Frieden und gegenseitiger Barmherzigkeit segnen möge und mit der Kraft, das Übel in uns zu überwinden und zueinander zu finden.
Gottes Frieden und Segen sei mit Ihnen!
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