Ilir Maliqi – Präsident Al Rahman – 22.02.2025
In den ersten Monaten des Jahres 2025 wurde Deutschland von mehreren unfassbaren
Gewalttaten erschüttert:
Am 22.01.2025 ereignete sich in Aschaffenburg ein Messerangriff, bei dem ein 28-jähriger afghanischer Staatsbürger zwei Menschen tötete, darunter ein zweijähriges marokkanisch stämmiges Kind und drei weitere Personen schwer verletzte. Nur wenige Wochen später, am 13.02.2025, steuerte ein 24-jähriger Afghane in München sein Fahrzeug gezielt in eine Menschenmenge während einer Demonstration der Gewerkschaft ver.di. Dabei wurden 39 Personen verletzt, von denen zwei, eine Mutter und ihr zweijähriges Kind, später ihren Verletzungen erlagen. Die Ermittlungsbehörden gehen von einem islamistischen Motiv aus. Am 21.02.2025 wurde ein spanischer Tourist am Holocaust-Mahnmal in Berlin von einem 19-jährigen syrischen Flüchtling mit einem Messer schwer verletzt. Die Ermittler vermuten ein antisemitisches Motiv hinter der Tat.
Diese Vorfälle machen fraglos und sprachlos. Wir sollten dennoch nach den Ursachen fragen – den psychologischen, soziologischen, kulturellen, wirtschaftlichen, ideologischen und integrationspolitischen Faktoren, die zu solchen Gewalttaten führen. Warum sind es immer wieder junge Männer, die sich zu solchen Gräueltaten hinreißen lassen? Und was kann die Gesellschaft – von Politik bis Zivilgesellschaft – tun, um das zu verhindern? Es muss objektiv diskutiert werden, welche Reaktionen darauf die richtigen sind – als Bürgerinnen und Bürger, als Nachbarn und vor allem auf politischer Ebene.
Zu betonen ist, dass der Islam Gewalt gegen Unschuldige ausdrücklich verbietet. Im Koran heißt es: «Wer einen Menschen tötet, […] so ist es, als hätte er die ganze Menschheit getötet» (Sure 5:32). Solche Taten stehen im klaren Widerspruch zu den Lehren des Islam. Musliminnen und Muslime in Deutschland empfinden tiefes Mitgefühl, Schmerz und aufrichtiges Bedauern für die Opfer dieser abscheulichen Taten und deren Angehörige. Ihr Leid ist unser Leid. Unsere Solidarität gilt ihnen in dieser schweren Zeit.
Die überwältigende Mehrheit der Musliminnen und Muslime lehnt Gewalt ab und trägt aktiv zum gesellschaftlichen Zusammenhalt bei. Die jüngsten Ereignisse verdeutlichen die Notwendigkeit eines differenzierten Diskurses, der zwischen individuellen Straftaten und der friedlichen Lebensweise der Mehrheit der Musliminnen und Muslime unterscheidet.
Doch es reicht nicht aus, nur zu betonen, dass diese Taten nichts mit dem Islam zu tun haben. Wir alle – Muslime wie Nicht-Muslime – stehen in der Verantwortung, aktiv nach den Gründen zu suchen, die immer wieder zu solchen schrecklichen Gewalttaten führen. Wir können es uns nicht leisten, aus Angst vor unbequemen Antworten in Schockstarre zu verfallen. Besonders wir Musliminnen und Muslime in Deutschland spüren ein zunehmendes Unwohlsein – ein Unwohlsein, das aber nicht zu Passivität führen darf. Stattdessen müssen wir aktiv gegen diesen Terrorismus und seine Befürworter aufstehen. Wir müssen zeigen, dass der Islam in Deutschland mit solchen Taten nicht nur nichts zu tun hat, sondern dass er aktiv für Frieden, Gerechtigkeit und den Schutz jedes einzelnen Lebens steht.
Wenn wir nicht handeln, überlassen wir das Feld den Radikalen – sowohl auf der einen als auch auf der anderen Seite. Die Spaltung der Gesellschaft nimmt zu, Misstrauen wächst und der gesellschaftliche Frieden gerät in Gefahr. Lassen wir es nicht so weit kommen. Jetzt ist die Zeit, aufzustehen.
Kategorien: Medienmitteilungen
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